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Funkwetterbericht vom 23. Mai 2023
Quelle: DARC (Deutschlandrundspruch)
Autor: Hartmut Büttig, DL1VDL
Zunächst der Rückblick vom 16. bis 23. Mai:
Wer im Internet das Funkwettergeschehen bei Solarham von VE3EN verfolgte und auf Kurzwelle aktiv war, bemerkte die Diskrepanz zwischen aktiver Sonnentätigkeit und fehlender Öffnung der Bänder über 21 MHz [8]. Es ist bereits Sommer in der Ionosphäre geworden. In der F-Schicht der nördlichen Hemisphäre sind jetzt zweiatomige Gase dominant, die schwerer zu ionisieren sind. Deshalb lag die für 3000 km Sprungentfernung geltende MuF2 nachts durchgehend bei 11 MHz, zwei Stunden nach Sonnenaufgang bei 14 MHz, mittags bei 17 MHz und abends bei 18 MHz. Die Bänder 10 und 12 m öffneten fast ausschließlich nach Süden und bei Sporadic-E-Ausbreitung auf kurzen Distanzen. Die DX-Bänder waren 20, 17 und 15 m. Für hohe solare Fluxwerte von 135 bis 170 Einheiten sorgten 30 M-Flares und etwa 160 C-Flares. 10 M-Flares pro Tag sind beachtlich und eigentlich nur während des Sonne nfleckenmaximums typisch. Die meisten M-Flares lösten spontane Mögel-Dellinger-Effekte auf der Tagseite der Erde aus, triggerten aber keine koronalen Masseauswürfe (CME). Stärkere geomagnetische Störungen gab es in der ersten Hälfte des 20. Mai und in der Nacht zum 22. Mai.
Vorhersage bis 30. Mai:
Während des WPX-Contests am kommenden Wochenende werden die Bänder 20 und 15 m die Hauptlast des DX-Geschehens tragen. Das 10-m-Band ist vormittags nach Osten hin, nachmittags in die Karibik und ganztägig nach Süden hin nutzbar. Hoffentlich zeigt sich auch die sporadische E-Schicht, um viele europäische Präfixe zu loggen. Nachts sind 40 m und über längere Zeiträume auch 20 m offen. Wir erwarten etwa gleichbleibende Fluxwerte bei 150 Einheiten. Nach dem 24. Mai soll das geomagnetische Feld überwiegend ruhig sein. Die Wahrscheinlichkeit für weitere M-Flares liegt bei 60 Prozent.
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Rückblick vom 9. bis 16. Mai:
Die Kurzwellenausbreitung war ziemlich turbulent, denn die Sonne präsentierte so gut wie alle Phänomene, die eine aktive Sonne beschreiben. Es begann mit einem zweitägigen Protonenereignis, denn am 9. Mai um 11:00 UTC wurde die 10-Megaelektronenvolt-Warnschwelle überschritten. Die hochenergetischen Protonen ionisierten massiv die D-Schicht und blockierten durch Polarkappenabsorption für mehrere Tage die Ausbreitung auf den transpolaren Funkwegen im gesamten Kurzwellenbereich. Die für 3000 km Sprungentfernung geltende MuF2 rutschte auf 16 MHz ab. Am 10. Mai schwappte eine intensive CME über die Erde. Der Sonnenwind wehte mit 720 Kilometern pro Sekunde und störte das Erdmagnetfeld. Insgesamt 10 M-Flares und fast 100 C-Flares sorgten für eine rege Flaretätigkeit und für Fluxwerte zwischen 173 und 136 mit fallender Tendenz. Am Morgen des 12. Mai bewirkte ein "sudden impuls" - eine plötzliche Impulsstörung - Turbulenzen im Erdmagnetfeld. Die sporadische E-Schicht sorgte auf den oberen Kurzwellenbändern für Short-Skip-Bedingungen. Auf den oberen Kurzwellenbändern funktionierten die Funkwege in Ost-Westrichtung und nach Süden hin. Südliche Gebiete der US-Ostküste waren erreichbar, sofern die Ausbreitungswege die Aurorazone nur gering streiften.
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Rückblick vom 2. bis 9. Mai:
Da sich zu Beginn des Berichtszeitraumes alle fünf aktiven Sonnenfleckenregionen noch östlich des Sonnenmeridians befanden, prägten sie bis jetzt die moderate Sonnenaktivität. Am 3. Mai gab es ein Feuerwerk mit sechs M-Flares, an den Folgetagen wurden ein oder zwei M-Flares pro Tag registriert. Der solare Fluxindex blieb hoch zwischen 152 und 172 Einheiten. Nachdem in der Vorwoche intensiver Sonnenwind blies, war diesmal nur am 6. und 8. Mai jeweils zwischen 00:00 und 06:00 UTC das Erdmagnetfeld wegen CME-Impacts gestört. Seit dem 3. Mai öffneten alle oberen Kurzwellenbänder wieder morgens nach Fernost und in den Südpazifik. Vom Übergang zu Sommerbedingungen mit niedrigeren MuF2 war keine Spur. Am 9. Mai um 11:00 UTC begann nach dem langen M-Flare in der Nacht vom 8. zum 9. Mai ein Protonensturm, der seitdem für starke Polarkappendämpfung im gesamten Kurzwellenbereich sorgt [7]. Die MuF2 ist seit Störungsbeginn auf 16 MHz abgerutscht. Die sporadische E-Schicht begann sich zaghaft zu zeigen und sorgte für Short-Skip-Signale auf den oberen Kurzwellenbändern, aber selten auf 6 m.
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